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Lost-Places-Tour - Teil 3: Wünsdorf, das Haus der Offiziere

Der Theatersaal der "Verbotenen Stadt" ist fotografische Pracht und Qual zugleich. (Foto/HDR: Eric)Im Jahre 1910 entstanden in der Gemeinde Wünsdorf ein kaiserlicher Truppenübungsplatz und eine Garnison. Die "Waldstadt" genannte Anlage wurde während der NS-Zeit im Jahre 1935 um eine Kommandozentrale der Deutsches Heeresführung erweitert. Nach den Ende des zweiten Weltkrieges übernahmen die sowjetischen Streitkräfte die Gebäude und legten den Hauptgefechtsstand der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) und der 16. Sowjetischen Luftarmee an. Heute kann man die auch "Verbotene Stadt" genannten Anlage besuchen - auf einer von zwei Touren von go2know besuchte ich das "Haus der Offiziere".

Die Anreise erfolgt bequem mit der Bahn. In Wünsdorf angekommen fühlt man sich etwas in der Zeit zurückversetzt. Ein Bahnsteig, wie er simpler nicht sein könnte, ein kleiner Kiosk, ein gepflasterter Platz aus früheren Jahren und ein ausgebranntes Haus. Thilo Wiebers, Tourleiter und Mitinhaber von go2know holt die Anreisenden vom Bahnhof ab und schon wenige Minuten später steht man vor dem Haus der Offiziere und das Lost-Places-Fieber packt einen! Lächeln

Das Schwimmbad gibt ein tolles Motiv her und sollte auf jeden Fall besucht werden! (Foto: Eric)Nach der obligatorischen Einführung und Sicherheitsunterweisung ging's schon los. Ich bin zunächst zur Badeanstalt gegangen - einem von vier begehbaren Gebäuden. Dort kann man das tolle, große Schwimmbad begutachten, welches nicht mit tollen Perspektiven geizt. Aber auch verspielte Details sind möglich. Das seitlich einfallende Licht erzeugt eine tolle Atmosphäre, insbesondere wenn die Sonne morgens oder abends tief steht und seitlich einfällt. Von einem Balkon hat man eine grandiose Übersicht über das Becken.

Weiter ging's in die ehemalige Offiziers-Speiseanstalt (ab 1945 Pionierhaus). Dort fand ich einige hübsche Details sowie einen Bühnenraum. Man kommt über Treppen bis hoch in den Dachstuhl, wo man wieder hübsche Lichtspiele finden konnte. Über eine Treppe wäre ich auf das kleine Türmchen gekommen - hätte ich gewusst, dass er auf wäre. War natürlich ärgerlich, aber das Haupthaus hat ja auch noch einen... Zwinkern

Das Hauptgebäude besteht aus einem Quer- und zwei Seitenflügeln. Vor den Türen steht eine überdimensionale Lenin-Statue, die nicht gerade einfach einzufangen ist: sie überragt den Betrachter auf einem Sockel. Will man aber etwas weiter weggehen, um Lenin mit dem Türmchen des Haupthauses einzufangen, geht man eine Treppe auf den ehemaligen Sportplatz hinab, was der fotografischen Perspektive aber nicht bekommt. Die Lenin-Statue lässt sich aufgrund der Stufen nur schwer mit dem Haupthaus auf ein Bild bekommen. (Foto: Eric)Also bediente ich mich eines kleinen Tricks: Das Stativ voll ausgefahren, den Selbstauslöser auch zehn Sekunden und das 10mm-Fisheye drauf. Auf eine seitliche Mauer geklettert erreichte ich dann insgesamt eine brauchbare Höhe und konnte - trotz fiesem Wind - eine tolle, ungewöhnliche Perspektive einfangen. Wer das auch probieren will, sollte dennoch langsam und vorsichtig vorgehen sowie immer darauf achten, dass die Kamera in luftiger Höhe nicht zu sehr ins Schwanken gerät. Denn einerseits besteht die Gefahr, dass man stürzt oder die Kamera aus dem Gleichgewicht fällt und auf dem Boden zerschellt. Andererseits muss man Verwacklungen durch extrem kurze Verschlusszeiten vermeiden, was unter Umständen zulasten des ISO-Wertes und damit Verbunden dem Rauschverhalten geht.

Viele Details im Haupthaus: geschwungene Treppen findet man in viele Das Haupthaus wartet auch mit einigen tollen Details auf: an den seitlichen Enden findet man tolle Wendeltreppen, im 3. Obergeschoss des linken Flügels ein altes Tonstudio und große Wandmalereien und Reliefs. Ein besonderes Highlight - und durchaus abenteuerlich - ist der Aufstieg auf die Turmterrasse: über eine nicht gerade stabil wirkende Holztreppe schleppte ich mein ganzes Gerödel bis ganz nach oben. An diesem Punkte fragte ich mich, warum ich trotz beachtlicher Höhenangst immer wieder überall raufklettern muss... Grübeln Doch es lohnte sich in jedem Fall. Nicht viel Platz dort oben, aber die Aussicht ist den Aufstieg wert!

Nach einer kleinen Pause an der Basisstation und einem Plausch mit Thilo erkundetet ich noch den Theatersaal im Konzerthaus (vorher Turnhallen). Dank fortgeschrittener Zeit hatte ich leider nicht mehr allzu viel Zeit und konzentrierte mich auf die wesentlichen Merkmale. Auch stand zu dem Zeitpunkt für mich fest, dass ich die Fotobase Ende Mai mitmachen will. Das Theater ist wunderschön, aber fotografisch sehr anspruchsvoll, da nur der hintere Bereich am Eingang ausgeleuchtet ist. Der vordere Teil mit der Bühne liegt vergleichsweise dunkel da. Was für das menschliche Auge kein Problem ist, erschwert der Kamera die Aufnahme: extreme Lichtunterschiede, die man maximal mit einem guten HDR überwinden kann (siehe Titelbild).

Diese Überreste einer Katze ruhen in einem Raum hinter der Bühne. (Foto: Eric)Hinter den Vorhängen kann man noch alte Bühnentechnik bewundern. Auch die Vorhänge selbst landen zum experimentieren ein. In einem Nebenraum findet man die kläglichen Überreste einer Katze und eines Fuchses, die sich irgendwann einmal im Haus verirrt und nicht mehr heraus gefunden haben. Traurig, aber gebettet auf rotem Stoff sahen sie recht friedlich aus. Das zeigt einmal mehr, dass auch Lost Places nicht ganz ungefährlich sein können, auch wenn der Mensch mehr Möglichkeiten hat, seinen Weg zu finden...

Die Tour ist fantastisch. Sie bietet sowohl Anfängern als auch Fortgeschrittenen anspruchsvolle Motive. Zeitlich muss man allerdings aufpassen, dass man alles schafft. Ich habe zum Beispiel bewusst auf das Freibad und den Kinosaal (im Theaterhaus) verzichtet, da ich wusste, dass ich noch einmal zurückkehren werde. Insgesamt eine tolle Tour - geschichtlich wie auch fotografisch. Wie auch bei anderen Objekten ist das Haus der Offiziere zum Verkauf ausgeschrieben und nur die Zukunft wird zeigen, was dort weiter passiert. Und so bleibt die Tour noch länger bestehen...


Technik-Check:

Absolut Pflicht ist ein Stativ. Daneben macht sich auch eine Taschenlampe nicht schlecht, gerade im Kesselhaus. Als Objektiv sollten ein Weitwinkelzoom und gegebenenfalls auch eine lichtstarke Festbrennweite für Detailaufnahmen in der Tasche stecken. Ich hatte eine EOS 5D Mark III sowie meine EOS 7D dabei. Objektive hatte ich das EF 2.8/24-70mm, das 2.8/70-200mm (für Details), das Sigma EX 3.5/10-20mm und das EX 2.8/10mm Fisheye dabei.


Mehr Fotos:

>> Alle Bilder aus der FDJ-Hochschule in der Bildergalerie - hier klicken! (folgt)



Teil 1 - Hohenlychen
Teil 2 - FDJ-Hochschule am Bogensee
Teil 4 - Beelitzer Heilstätten, Frauenklinik
Teil 5 - Flughafen Tempelhof